Die Hochschulgruppe der CampusGrünen an der CAU nimmt die aktuelle Corona-Krise zum Anlass, das momentan laufende digitale Sommersemester zu evaluieren und Forderungen für den weiteren Weg der Hochschule durch die Corona-Krise und darüber hinaus aufzustellen.
Dazu Carolin Böttcher, Vorsitzende der CampusGrünen: „Die unerwartete Situation, in der sich auch unsere Hochschule vor und zu Semesterbeginn wiederfand, hat aufgezeigt, wie wenig fortschrittlich die digitale Lehre an der CAU war. Das Präsidium musste innerhalb kürzester Zeit online-Vorlesungen, -Übungen und -Seminare ermöglichen, was rudimentär gelang, jedoch stellt dies noch keine gleichwertige Lehre zum Normalbetrieb vor Corona dar.“
Qualitativ hochwertige digitale Hochschullehre ermöglichen
Seitens der Hochschulen und des Landes muss nun endlich eine nachhaltigeDigitalisierungsoffensive erfolgen, die eigentlich schon in den letzten Jahren ein Schwerpunkt hätte sein müssen.
Johannes Engelmann aus dem Vorstand der CampusGrünen dazu: „Klassische Lehre kann nicht ohne Verluste 1:1 ins Digitale übernommen werden, vielmehr sind ganz neue Lehr- und Lernformate gefragt, die Interaktionen zwischen Lehrpersonal und Studierenden sowie den Studierenden untereinander fördern. Hierfür muss die Uni allen Lehrenden vielfältige Schulungsangebote machen, damit diese ihre Inhalte interessant aufbereitet vermitteln können.“
Dabei sollte vor allem auf eine breite Palette an datensparsamen Open Source-Lösungen zurückgegriffen werden, wo nötig auch Lizenzen für innovative Progamme von derHochschule erworben werden. Die zusätzlich benötigten Mittel für die Umstellung auf eine professionelle digitale Lehre muss das Land Schleswig-Holstein den Hochschulen zur Verfügung stellen.
Auch nach Überwindung der aktuellen Corona-Krise muss die Uni die dann etablierten digitalen Lehrformate beibehalten und sogenantes Blended-Learning anbieten, in dem Stärken aus digitalen und analogen Lehrformaten kombiniert werden. Wie seit Jahren von den CampusGrünen gefordert, sollten auch nach Corona alle Vorlesungen gestreamed und für Studierende und die Öffentlichkeit als Aufzeichnung verfügbar bleiben. Eine Evaluierung der in diesem Semester angebotenen Lehrformate wird essentiell, um die Meinung von Studierenden zu erfassen und das Angebot an digitaler Lehre verbessern zu können.
Chancengleichheit bei Prüfungen
Auch in diesem Semester muss den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, das Studium weiterführen oder abschließen zu können. Studierende dürfen keinerlei Nachteile davon haben, wenn ihre Prüfungen aufgrund von Corona nicht stattfinden oder sie diese aufgrund von Qualitätsverlusten in der Lehre nicht bestehen. Jede Prüfung sollte in der jetztigen Situation ein Freiversuch sein und selbst bei Bestehen zur Notenverbesserung wiederholt werden können.Mit diesen Forderungen schließen sich die CampusGrünen der Initiative Solidarsemester 2020 an, einem breiten Bündnis aus Hochschulgruppen und ASten aus ganz Deutschland, an dem auch der AStA der CAU Kiel beteiligt ist.
Sollten in diesem und ggf. auch den kommenden Semestern keine physischen Prüfungen möglich sein, muss die Universität ein stabiles und gleichzeitig datenschutzsicheres System für digitale Prüfungen erst noch konzipieren und einführen. Die Lernplattform OLAT scheint in diesem Semester das einzige Angebot vonseiten der Uni zu sein, Prüfungen digital durchzuführen. Diese wurde jedoch für die Vorlesungsbegleitung eingeführt und dabei waren Ausfälle und Wartezeiten tolerierbar. Für Prüfungen ist ein derart instabiles System jeoch ungeeignet.
Zudem dürfen digitale Prüfungen keine Benachteiligung Studierender aufgrund eines schlechten oder ganz fehlenden privaten Internetzugangs oder der technischen Ausstattung mit sich ziehen. Auch die Teilnahme an digitalen Prüfungen auf dem Campus muss bei Bedarf an Computern der Hochschule (zum Beispiel in der Uni-Bibliothek oder in den Computerräumen der Fakultäten) ermöglicht werden.Auch von hoher Bedeutung und vonseiten der Universitätsleitung noch zu wenig beachtet, ist der Datenschutz bei digitalen Prüfungen. Zwar muss Betrug bei Klausuren weitestgehend erschwert werden, doch nicht alle Studierenden zeigen einer fremden Person gerne detailliert ihre private Wohnung oder wollen der Universität und Software-Dienstleistern ihre biometrischen Daten anvertrauen.Die Prüfungen selbst müssen den auch sonst geltenden Ansprüchen genügen und dürfen nicht nur auswendig gelernte Antworten über einfach auszuwertende Multiple Choice-Fragen abfragen. Vielmehr geht es darum, dass die Studierenden ihr Gesamtverständnis der Materie aufzeigen können und auch danach beurteilt werden.